Rap auf Schweizerdeutsch war ein unbekanntes Phänomen, als sich Anfang der 90er-Jahre auf Pausenhöfen und in Jugendzentren ein Lied über eine abstossende Person namens Susi verbreitete.
Politisch völlig unkorrekt und in einer ranzigen Art, die jederzeit die spöttische Verachtung des Autors erkennen liess, schilderte der Wettinger Rapper E.K.R. ihre Widerwärtigkeit. Susi war fett, dumm, stillos, unhygienisch - kurz rundum misslungen. Sie hatte den Intelligenzquotienten eines toten Lamas, ging als Globus an die Fasnacht und schlug sich zum Klatschen mit der Hand auf den Nacken. Alles gipfelte in dem von einem lieblichen Örgelchen begleiteten Refrain: «Oh Susi, oh Susi, oh Susi, warum bisch du so gruusig?»
Die Vergleiche waren so übertrieben, die Abkanzlung so perfid komisch - man konnte nicht empört sein. Der Song wurde alsbald unter Jugendlichen verbreitet, jeder zitierte daraus. Doch zum Charterfolg brachte es «Oh Susi» nie. Dafür war es noch viel zu früh.
Doch E.K.R. schaffte es, die Eidgenossenschaft meisterlich in den Gebrauch wichtiger Rap-Stilmittel wie masslose Übertreibung, Political Incorrectness und resolute, unverwechselbare Vortragsweise einzuführen.
(Quelle: Tages Anzeiger)