Biographie
November 2010
„Ich möchte Leuchtturm sein
in Nacht und Wind –
für Dorsch und Stint –
für jedes Boot –
und bin doch selbst
ein Schiff in Not!
(Wolfgang Borchert)
Ahoi. Die unglaubliche Geschichte von Hansje Diesler, Piotr Kardan, Daniel Kurbelwelle und Michael Sturm, den 4 Schiffsmechanikern, die sich nach einer langen Seefahrt auf einem Schüttgutfrachter der Schweizer Hochseeflotte an einem stürmischen „Samstag“ in einer Hamburger Kneipe kennenlernten: Der Regen peitschte gegen die Fensterscheiben; der Wirt sang leise... Dies veranlasste die jungen Seeleute dazu, ihre Ukulelen, Ziehharmonikas und Bongos hervorzukramen, welche sie aus fernen Destinationen wie Hawaii, Afrika, Chile oder Panama mitbrachten. Sie untermalten die traurigen Seemannslieder äusserst gefühlvoll und die Kneipengäste waren hell begeistert. Die Kapelle wurde rasch in ganz Hamburg bekannt, und die Kneipe war jeden Abend mit Seebären aller Nationen bis zum Bersten gefüllt. Genau in dieser Spelunke entstand dann auch die bekannte Seemannsweise "Zur See".
Der gängigen Vorstellung von Matrosen entsprechend haben diese immer Sehnsucht nach der Ferne. So war es auch bei Hansje und seinen Freunden. Der Wirt wollte in seiner Kneipe bleiben, unsere Helden nahmen einen Job bei der Sächsischen Dampfschifffahrt an und landeten schliesslich in Dresden, wo zwei weitere grosse Schlager entstanden. Um in der Stadt bekannt zu werden, enterten die Jungs jeweils die "Strassenbahn" und gaben ihre Seemannslieder zum Besten. Die Fahrgäste tobten, und wollten sich alle neben Sturm setzen, der mittlerweile den Part des Wirts in allen Bereichen überbot. Der gleichnamige Hit erinnert an die gute alte Zeit in Dresden.
Ein gutes Stück ausserhalb, mitten in einem blühenden Rapsfeld, entstand das Lied "Senfiges Gemüt". Der unglaubliche Kontrast der aquamarinfarbenen Matrosenjacken zum leuchtend gelben Rapsfeld zog sämtliche Anwohner aus Dresdens Umland an, was eine optimale Beschallung aller Zuhörer verunmöglichte. Bei dieser Begebenheit entstand übrigens der Name der Kapelle: Ein Bauer namens Otto besass eine Strom erzeugende Brennkraftmaschine. Mit diesem Aggregat verstärkten unsere Janmaaten ihre Ukulelen bis zur Verzerrung und erreichten somit sämtliche Zuhörer rund um das riesige Rapsfeld. In der guten Erinnerung an den hilfsbereiten Landwirt nennt sich die Kapelle seither "ottomotor".
Was übrigens auch noch übrig blieb von diesem legendären „Blaugelben Freitag“ (so bezeichnen unzählige Augenzeugen das Ereignis), ist die Tatsache, dass die ottomotoren seither auf sogenannten Stromgitarren spielen. Dies nicht zwingend, um sich der grossen Masse anzupassen, als vielmehr wegen obenerwähnter Verzerrung. Kulanterweise hatte Otto auch gleich mehrere Exemplare in seiner Scheune und Sie können sich jetzt sicher vorstellen, wie die Party anschliessend abging;-)
Nach einer unbefriedigenden Anstellung als Hilfsheizer tagsüber und zusätzlich nachts als Außenbordskameraden bei der Rheinschifffahrt (danach tritt Kurbelwelle umgehend der IGM bei) landen unsere hartgeprüften Helden schliesslich in Bern und nehmen Kontakt mit dem dort ansässigen Pontonier Fahrverein (PFV) auf. Sie heiraten eine Süsswassernixe und setzen sich als moderne Seefahrer mit den dazugehörenden Genderfragen auseinander. Dies hindert die Jungs nicht daran, weiterhin ihre Stromgitarren zu bedienen und die Lieder noch fröhlicher erklingen zu lassen. Mit "Jeh Jeh" entsteht die perfekte Mischung aus sozialkritischem Text und festfreudiger Tanzmusik, welche auch heute noch sämtliche Berner Heimwehkapitäne und Möchtegernreeder zum Schaukeln bringt…
Juni 2012
… gute 2 Jahre sind es nun her, seit sich die ottomotoren in der Aarestadt niedergelassen haben. Zwar verbringen sie hie und da eine Nacht campierend bei der Uttigenwelle, um dem tiefen Schlaf bei Wellengang zu frönen, des Weiteren jedoch stehen sie mit beiden Füssen auf dem Dalmaziquai oder sonst wo nahe der Aare und setzen sich für Punk und Gleichgesinnung ein. So auch in ihrem neusten Werk „Küssen“, welches von der grossen Entbehrung und der befreienden schönsten Nebensache der Welt erzählt. Der Text stammt aus alten Hamburger Zeiten und es gibt Gerüchte, wonach der Wirt auch noch mitgeschrieben haben soll. Stilistisch erinnert das Lied eher an den Landgang in Detroit anno 1993, wo sich Sturm und seine Freunde dank der dort ansässigen Musik- und Motorenindustrie sehr zuhause fühlten. Produziert von Käpt‘n cris.P und mitgetragen von den legendären Chica Torpedo Horns servieren die musizierenden Janmaaten ein beschwingtes Stück Seemannsgarn mit erstaunlich hoher Betriebszeit und dem Potenzial die kommenden heissen Sommertage wie eine erfrischende Meeresbrise zu kühlen.