Vom „Diener des Königs“ zum „König des Mossi Rock“ – der Weg des Jacob Salem mutet an wie ein Märchen. Der burkinische Gitarrist und Sänger vereint die anregenden Rhythmen des Warba, eines traditionellen Volkstanzes seiner afrikanischen Heimat, mit dem Spirit und Klang des internationalen Bluesrock. Produziert und arrangiert vom anglo-schweizerischen Gitarristen André „Somkieta“ Courbat, zelebriert Nanluli die fruchtbare Annäherung zweier Musikstile, die die gleichen Wurzeln und den gleichen Traum von Freiheit teilen.
Jacob Salem stammt aus einer Familie im Dienste von Mogho Naaba, dem Souverän des Volkes der Mossi, der ethnischen Mehrheit von Burkina Faso. Schon als Kind ist Jacob fasziniert von der Musik, die jedes Ereignis im Palastalltag mit besonderen Akzenten untermalt. Er schließt Freundschaft mit einem Kundé-Spieler, der ihn die Basics dieser dreisaitigen Laute und ihre subtilen, mit der reichen Tradition der Mossi eng verbundenen Klangwelten einführt. Weilt Mogho Naaba nicht am Hofe, schleicht sich Jacob zudem so manches Mal in die königliche Vinyl-Sammlung, wo er die berauschende Magie von James Brown, Manu Dibango, den Beatles oder auch den Rolling Stones entdeckt.
Im Alter von 18 Jahren dann hat er eine Begegnung, die sein weiteres Leben prägen soll: Ein Pfarrer bringt ihm das Gitarrespielen bei. Ab diesem Moment steht für ihn fest: Er hat sein Instrument gefunden. Er überredet seine Mutter, die sich schließlich verschuldet, um ihm eine eigene Gitarre zu kaufen.
Jacob Salem wird Straßenmusiker. Mit gelegentlichen Auftritten in Bars verdient er sich das sprichwörtliche harte Brot des Künstlers. Sein Spiel auf der Gitarre und ein Gesang jedoch entfalten eine einzigartige Strahlkraft: Er schreibt seine eigenen Stücke und wird zum Schöpfer des Mossi Rock – dieser harmonischen, ausgesprochen eingängigen Fusion von Blues und ternären Warba-Rhythmen, die sich so fließend in Kopf und Körper einschleicht, weil beide Stile auf der Fünftonleiter basieren. Der Mossi Rock ist geboren und erobert – buchstäblich Stück für Stück – das Herz seiner Landsleute.
2013 kommt André Courbat nach Ouagadougou, um auf einer Motorrad-Rundreise durch Burkina Faso das Land seine Menschen kennenzulernen. Der anglo-schweizerische „Held der Gitarre“ hat lange Zeit mit dem helvetischen Rock-„Leguan“ Bernie Constantin gespielt und ist eine tragende Säule zahlreicher Gruppen der Szene. Als unermüdlicher Abenteurer ist André stets neugierig auf den Austausch mit einheimischen Musikern der Länder, die er besucht. So kontaktiert er Jacob, wie von einem Freund empfohlen – und keine Stunde später sind der Mossi- und der Alpenrocker in eine gemeinsame Impro-Jam-Session vertieft. Die musikalische Verbindung steht mit dem ersten Griff in die Saiten: André ist gefesselt von der Qualität der Melodien und der Stimme des Burkiners, während Jacob sich vom Spiel seines neuen Freundes davontragen lässt...
Zurück in Europa setzt André alle Hebel in Bewegung, um eine Produktion auf die Beine zu stellen. Er arrangiert Jacobs Stücke, entwirft gemeinsam mit ihm das Layout und beginnt – unter zahlreichen Reisen zwischen Burkina Faso und der Schweiz – mit der Aufnahme des Albums. Im Frühjahr 2016 finden in Ouagadougou erste Konzerte statt.
Groove Artist Management übernimmt die administrativen Aspekte des Projekts, der RFI (der Auslandsdienst des öffentlichen Hörfunks in Frankreich) wird kontaktiert, ist begeistert von dem multikulturellen Charakter dieser Musik und beschließt, das Projekt in die Reihe der RFI-Entdeckungen 2018 aufzunehmen.
Im Sommer 2017 folgen Konzerte in Frankreich und der Schweiz, unter anderem beim renommierten Jazz Festival von Montreux und dem Festival Lafi Bala in Chambéry. Die Begeisterung des Publikums zeigt eindeutig das große Potenzial dieses Ensembles.
Das Album Nanluli soll am 25. Januar 2018 erscheinen, anlässlich zweier Konzerte, die an diesem Tag im Studio de l'Ermitage in Paris bzw. am 26. Januar in der Usine à Gaz von Nyon (Schweiz) stattfinden.
Inspiration für Nanluli, das Titelstück des Albums, war ein Lied, das ihm – noch zu seiner Zeit am Hofe des Königs – eine greise Frau von 120 Jahren gesungen hatte. Die poetischen Kompositionen, die zugleich von starkem sozialem Engagement zeugen, ziehen ihre Energie und Intensität aus dieser ebenso seltenen wie kraftvollen Mischung, die der Verbindung von traditionellem Mossi und elektrisierendem Bluesrock eigen ist – einem Bluesrock, der in eben dieser Verbindung auch seine Wurzeln wiederfindet.