Kompromisslos experimentierfreudig
Was machen eigentlich Wurzel 5? Die Berner Vorzeigerapper vom Chlyklass-Kollektiv haben 2003 ihr zweites Album „verdächtig...“ veröffentlicht und damit viel Lob geerntet. Seither hat das Quartett nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern andere Projekte in Angriff genommen und klammheimlich am dritten Longplayer gefeilt. Das Warten hat sich gelohnt, „Teamgeist“ ist facettenreicher HipHop, der sich keinen Deut um Schubladisierungen schert, sondern kompromisslos darlegt, worum es Wurzel 5 geht.
Der Sommer ist da, definitiv, wir haben ihn lange genug erdauern müssen. Für unsere Freunde von Wurzel 5 schien es angebracht, den passenden Track dazu aufzunehmen. Die Vorabsingle „Für di“, die das Warten auf die dritte CD „. Teamgeist “ versüsst hat, ist so ein Song der Marke Sommerhit. Beschwingt und locker huldigen die MCs Serej, Diens und Tiersch sowie DJ Link ihrer Angebeteten, musikalisch gibt’s dazu eine Prise Kuba-Feeling. Bern, ein Vorort von Havanna?
Wurzel 5 beschreiten einmal mehr konsequent eigene Wege. Das tun die Aushängeschilder des Berner Mundartraps seit ihren ersten Gehversuchen Ende der 90er Jahre. Bloss wissen sie heute, was sie wollen bzw. was sie nicht wollen. Über Images und Stilzwänge machen sich die drei Rapper, Produzent Link und der Mann im Hintergrund Baldy längst schon keine Gedanken mehr. Erlaubt ist, was gefällt. Und groovt. Die HipHop-Crew vom famosen Chlyklass-Label, das in den letzten Jahren durch Produktionen von u.a. Greis, PVP, Baze oder dem letztjährigen Chlyklass-Debüt „Ke Summer“ landesweit von sich reden gemacht hat, setzt auf Qualität und Eigenständigkeit und schielt weder nach links noch nach rechts. Deshalb hat es auch ein Weilchen gedauert, bis Wurzel 5 mit neuen Tracks ins Rampenlicht getreten sind. Den langen Break haben die Berner Freunde weidlich dazu genutzt, um in aller Ruhe an Reimen und Beats zu feilen. Freunde und Produzenten wie Merlin, Fierce, Sad oder der bestens bekannte Dimos haben mitgeholfen, der CD jenen Schliff zu verleihen, der einmal mehr Massstäbe in Sachen HipHop setzt. Musikalisch ist erlaubt, was gefällt und Sinn macht. Neben dem klassischen HipHop-Grundgerüst hat’s auf „. Teamgeist “ genügend Platz für Experimente, und Instrumente wie Gitarren, Bass, Bläser oder Violine machen klar, dass Wurzel 5 im Jahr 2006 offener denn je sind.
„Wir wollten ein Album machen, das facettenreicher, reifer und abwechslungsreicher daher kommt als alles, was wir vorher gemacht haben“, erklärt Link, der Beatmaster von Wurzel 5 und ergänzt: „Wir haben vieles ausprobiert und experimentiert. Aber egal, wonach die Songs klingen, für uns tönts im Endeffekt immer wie Wurzel 5.“ So vielfältig die Musik ausgefallen ist, so unverblümt, stilsicher und in ihrer Bandbreite einmalig kommen die Texte daher, für die sich Diens, Tiersch und Serej bewusst Zeit gelassen haben. Insgesamt sind die Songs eine Spur schneller ausgefallen und ganz darauf ausgerichtet, live zu brillieren.
Die Zeit der Studiopröbelei ist vorbei, Wurzel 5 zieht es ins Rampenlicht zurück. Dort, wo die quicklebendigen Bärner Giele hingehören. Im Gepäck haben sie mit „, Teamgeist “ ein Album, das einmal mehr Massstäbe setzt in Sachen Mundartrap.