45 Degré – „Caméléon“
Der Vater aus Kamerun, die Mutter Schweizerin. Die Kindheit verbrachte er in Bellfaux (FR), die Jugendjahre in Brig (VS). William Bejedi alias 45 Degré weiss, was es heisst, sich einer Umgebung anzupassen. Seit bald zehn Jahren gehören auch Schweizer Musikbühnen und -studios zum Lebensraum des vielseitigen Künstlers. Ob als Rapper und Sänger der Walliser HipHop-Combo Stockit...own, als Zeremonienmeister und Entertainer verschiedener Live-Bands und DJ-Kollektivs oder als Gastrapper auf diversen Schweizer Studioalben – 45 Degré gehört zu den längst erforschten Artgenossen im Schweizer Musik-Dschungel.
William Bejedi – der auf Französisch rappt und singt, in der Alltagssprache aber praktisch jeden Dialekt östlich des Röstigrabens annehmen kann – präsentiert nun mit dem Album „Caméléon“ sein Erstlingswerk als Solo-Künstler. Auf dem 14 Tracks starken Tonträger, welcher dem Hörer kostenlos zum Download angeboten wird, spürt man dem selbst ernannten Reptil die Freude am Musizieren in freier Wildnis regelrecht an. Befreit aus dem Terrarium organisatorischer Hürden und permanenter Kompromissbereitschaft, welche nur zu oft das Wirken in einer Band mitbestimmen, geht 45 Degré mit dem Album „Caméléon“ einen Schritt weiter. Was Technik und Flow betrifft, muss sich der Rapper in der hiesigen Umgebung keine tarnende Haut überziehen. Auch gesanglich weist der Autodidakt genügend Substanz aus, welche auf dem Album in einer quirligen Verspieltheit und vor allem in einer grossen Vielfalt zum Ausdruck kommt. Hier schlummert wohl das grösste Talent des MCs, was er mit dem Albumtitel zu Programm macht. 45 Degré kriecht als Chamäleon leichtfüssig durch die verschiedensten musikalischen Genre-Biotope und ändert dabei Färbung und Muster. Von eher klassischen über modernere Rap-Stücke bis hin zu Pop und Baile Funk. Elektronische Elemente sind in den von verschiedenen Produzenten beigesteuerten Beats ebenso eingebettet wie organische Grooves. Auch die Fröhlichkeit versprühenden, zentralafrikanischen Wurzeln des Künstlers kommen hervor, genauso wie die Melancholie der Poesie frankophoner Chansonniers.
Der Entschluss, sein Erstlingswerk kostenlos zum Download bereitzustellen, hat vor allem marketingtechnische Gründe: „Caméléon“ soll so vielen Hörern wie möglich zugänglich sein. Das Album kommt zur richtigen Zeit – erschleicht einem manchmal das Gefühl, gute Musik sei vom Aussterben bedroht.