„Here we are again“, singt Antonio Albanello in “Again”, einem der 13 Songs des neuen Albums „Back To The Start“. Immer und immer wieder singt er es. Hartnäckig, drängelnd, penetrant schon fast. Das ist man sich von ihm gar nicht gewohnt: Mit seiner Band Albanello ist er seit Jahren auf leisen Sohlen durch Berns Musiklandschaft unterwegs. Seine Wolken verhangenen Songs in Moll sind das pure Gegenteil von aufdringlich; ihren Charme entfalten sie nur dem, der sich auf sie einlässt; da wird viel angedeutet und kaum etwas breit gewalzt.
Das nachdrückliche „Here we are again“ darf durchaus programmatisch verstanden werden: Satte zehn Jahre ist es her, seit Albanello ihr Debütalbum „Homebrew“ vorgelegt haben. Seither war es nicht still um sie, sondern eben ruhig: Kontinuierlich blieben sie am Ball, spielten für kennerreiche Kreise kleine Konzerte, versuchten sich mit ungewohnt wilden Coverversionen erfolgreich als Partyband.
Den Weg als Fetenmusiklieferant weiterzugehen, so wie der allergrösste Teil der Berner Musiker, wäre die risikofreie Variante gewesen. Sich nun nach all der Zeit des Vergessens in Zeiten, wo die CD-Verkäufe ins Unendliche fallen, wieder an eine CD zu wagen ¬– das zeugt vom Glauben ins eigene Schaffen. Da ist dieses forsche „Here we are again“ ein stolzes Statement. Und die nun vorliegende zweite CD „Back To The Start“ der silbrig glänzende Beweis.
„Die Leidenschaft für die Musik ist immer noch ungebremst“, sagt Antonio Albanello. Er habe beschlossen, voll auf seine eigenen „kompositorischen Ressourcen“ zu setzen und keine Kompromisse einzugehen, erzählt er. Also gab er sich gemeinsam mit seinen beiden langjährigen Weggefährten, dem Polo-Hofer-Gitarrist Marc Gerber und dem früheren Züri-West-Bassist Tinu Gerber, im hauseigenen Studio dem stunden- und tagelangen Tüfteln hin.
Diese Arbeitsweise hat die Songs hörbar beeinflusst. Wo das Debütalbum noch von relativ klassischen Songformaten beherrscht wurde, da mäandern die Songs nun viel wilder und freier, suchen sich ihren Weg, brechen aus alten Gewohnheiten aus und entwickeln ihr Eigenleben. Antonio Albanello spricht von „Klanglandschaften“, von „Wolkentürmen“, von „klanglichen Räumen“ – und trifft damit den Nagel auf den Kopf.
Wer nun belanglos vor sich hin wabernde Musik erwartet, liegt allerdings falsch: Albanellos Klanglandschaften sind keine Wüsten. Immer wieder blitzen durch diese atmosphärischen Songwolken Sonnenstrahlen in Form eines einnehmenden Melodiefetzens oder einer sich prächtig öffnenden Harmonie. Für zusätzliche Konsistenz sorgt der neue Schlagzeuger Manuel Pasquinelli, der im Laufe der Produktion zur Band gestossen ist. Er wird künftig auch live das rhythmische Rückgrat von Albanello sein. Komplettiert wird die Band auf der Bühne durch den ehemaligen Central-Services-Keyboarder Bruno Benedetti.
„Here we are again“ Antonio Albanello und seine Mannen haben das ihre getan, nun ist das Publikum an der Reihe. Oder um es mit einem weiteren Zitat aus Albanellos hemmungslos assoziativen Textwelten zu sagen, einer Zeile aus dem charmant einschmeichelnden „Stay On Ground“, dem nur halb heimlichen Hit der Platte: „Pick me up and love me now“ !
Adrian Zurbriggen