Angers nimmt den Berner Rock am schweissigen Händchen und macht mit ihm den nächsten Schritt. Berner Rock, oder Mundart, war immer viel mehr als nur Dialekt, es war auch Musikstil und Themenwahl. Braver RocknRoll, etwas Americana, einen Haufen Köntri und sicher eine Menge Blues in der Stimme. Die Texte hatten sich gefälligst entweder um das - meistens sich verweigernde - Weibe, die eigentlich nicht ganz so heile Heimat oder das - eh nicht in die Tat umgesetzte - Abhauen zu drehen.
Nun, den Dialekt hält auch Angers meist in Ehren, aber es fängt schon bei den Inhalten an - da kommt kein Tram gefahren, kein Schnee liegt auf den Bergen; hingegen wird etwa gefragt, ob man bloss zum willenlosen Treibgut der Gesellschaft oder dann nicht gleich ehrlicherweise zu den wirklich Böhzen gehört; ob man sich bewusst ist, warum man in einer Kirche hockt oder ob bedingungslose Unterordnung vielleicht doch nicht der Weg zum wahren Glück sein könnte. Und auch musikalisch bleibt kein Berner Sandstein mehr auf dem angeren. Griffiger, manchmal harter, manchmal epischer Rock trifft neuerdings auf schwelgende 80er Synthies und ein subversiver Discobeat sieht in der entstandenen Verwirrung schnell Mal seine Chance und schleicht sich in jeden polierten Tanzschuh.
Am 7. April 2011 tauft Angers im Berner Sous Soul die nächste Studioproduktion. Zu diesem Stichtag wird auch das Video zur Single "84% - was de süsch" bereit sein. Bis dahin gibts auf dem folgenden Link ein paar live eingespielte Demos zum geplanten Release zu hören: http://soundcloud.com/angers
“Larmoyante Berner Musiker gibt es wie Kies in der Aare, angers bilden die erfrischende Ausnahme“, schreibt J.C. Galli vom Blick am Abend wohl nicht ganz zu Unrecht. Der Bund betitelt bereits 2008 das CD-Debut mit dem Namen „Gliich“ als „ein verwirrendes Stück Musik“ (A. Hebeisen) – ein von Angers durchaus so gewollter Eindruck.
Der Jahresanfang 2010 brachte mit dem „Beizecheehr“ eine viel beachtete kleine Tour durch ungewöhnliche Spielorte - und der Band teilweise euphorische Resonanz. Die dort entstehende Live-EP „Spiustand“ (auf allen gängigen online-Plattformen) zeugt davon. Gemastert wurde die Preziose von keinem Geringeren als Erik Broheden, der sich üblicherweise um die Produktionen von Rammstein kümmert.
Im Sommer 2010 hat sich die Band von 5 auf 3 Mitglieder reduziert. Das war für Angers der richtige Moment, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und Neues zu schaffen: roh, verspielt und ehrlich.
Alles bleibt angers.