Hinter dem klingenden Namen «Calandaboi» verbirgt sich eine der treibenden Seelen der Bündner
Musikwelt: Marcus Petendi war nicht nur einer der Köpfe hinter den bekannten «Polyphone», er
besticht neuerdings auch als Solokünstler, nimmt zahlreiche Newcomer Acts in seinem Studio auf
und profiliert sich als heimlicher Songwriter-König der Umgebung. Der «Boi» ist zurück.
bringt sowohl akustisches Fingerspitzengefühl als auch die nötige, humorvolle Indie -Attitüde mit, die
ihn aus der Masse abhebt wie ein Flamingo unter Krähen. In der Musikszene der Ostschweiz weiss
man es längst: wer den alternativen Weg durch die Musiklandschaft gehen möchte, hält sich an
«Calandaboi».
Seine erste Tranche Eigenproduktionen besteht aus lediglich zwei Songs, diese haben es jedoch in
sich. Was sich musikalisch nach alternativem Sound anhört entpuppt sich auf der Textebene als
schwere Kost. Calandaboi macht klar: «Ich lasse den Hörer selber entscheiden, was er aus den
Liedertexten ziehen will». Eine Introspektive mit hartem Selbstbild.
Seinen Sound zieht der Calandaboi aus einem Sammelsurium an Gerätschaften und Effekten. Im
hauseigenen Studio in Chur entstehen die Songs zwischen Vocoder, akustischen Drums, Soundtoys
und eigentlich allem, was klanglich verwertet werden kann. Alle Instrumente werden selber
aufgenommen. «Ich möchte in meinem Studio eben auch vermehrt für andere KünstlerInnen
aufnehmen», erklärt sich der Tüftler. Eine musikalische Selbstversorgungskette.
Er trenne die Lieder eigentlich nicht wirklich, habe keinen Plan wie alles zu entstehen haben.
Dennoch erscheint jetzt in aller Ruhe ein stürmisches Debut. Das macht Sinn. Wer seine alten
Projekte gekannt hat, wird den Anschluss sofort wieder finden. Neuhörerinnen und -Hörer werden
Zeuge einer soundtechnischen Frischgeburt aus dem Untergrund auf die zahlreichen Soundwellen
der Portale und Plattformen. Und vielleicht sogar bald wieder als Vinyl, auf Albumlänge. Nichts ist
sicher, alles kann. Calandaboi 2021.