Biografie
Dezmond Dez wurde 1980 in Bern, wo er auch aufgewachsen ist, als Sohn eines Schweizers und einer Haitianerin geboren. Das Oszillieren zwischen einem der reichsten und einem der ärmsten Länder der Welt sensibilisierte ihn bezüglich sozialer Unterschiede sehr früh. Schon als Teenager entdeckte er seine Liebe zur Musik und begann 1998, selber Texte zu schreiben. Mit Tommy Vercetti verbindet ihn seit längerem eine über die Musik hinausgehende Freundschaft; im April 2003 erschien ihr gemeinsames Mixtape Cheftape 1, im Dezember desselben Jahres der Nachfolger Cheftape 2. Durch die beiden Mixtapes (über Instrumental-Versionen amerikanischer Rapgrössen) und die in der Schweiz völlig neue Art zu rappen (metaphernreiche Sprache, Wort-spiele, Doppeldeutigkeiten, eigenes Vokabular) wurden die beiden Berner MCs schnell zu einem festen Begriff in der CH-Rap-Szene. Die Art des Releases, der Flow und das Vokabular der beiden fanden schnell Nachahmer und bis heute üben Dez und Tommy einen nicht zu überhörenden Einfluss auf den Schweizer Rap und speziell die jüngere Generation aus.
Selbst die Aufmerksamkeit des deutschen Rap-Kings Kool Savas wurde Dez in den frühen Stadien seiner Karriere beschieden. Bei einem Besuch in der Schweiz 2003 erkundigte sich Savas nach jungen Rap-Talenten in der Schweiz und immer wieder wurde ihm der Name Dezmond Dez genannt. Wie der Zufall so will, waren die beiden im gleichen Club in Zürich unterwegs; Savas sprach Dez an, man tauschte Nummern, schickte Demos hin und her und eine fruchtbare Freundschaft begann. Kool Savas rappte einen Part auf dem Cheftape 2 ein, nahm Dez bei seinen Konzerten in der Schweiz mit auf Tour und gründete 2005 schliesslich das Label Optik Schweiz mit Dezmond Dez als Flaggschiff-Artist. 2005 erschien die Optik Schweiz Compilation Wer Hatz Erfunden?, die sich in Deutschland als Special Edition weit über 30'000 mal verkaufte und Dezmond Dez in Deutschland als einen der populärsten Schweizer Rapper etablierte.
2006 erschien sein bis anhin einziges Solo-Projekt, das Mixtape Haitian Voodoo, das mit ca. 1200 verkauften Einheiten, Produktionen von Phrequincy und Shuko, Features von Kool Savas und Stress als eines der erfolgreichsten Mixtapes in die Geschichte des CH-Rap eingehen sollte.
Zum Album
Dezmond Dez ist ein weithin geschätzter und respektierter Künstler, der vielen jüngeren Rappern als Vorbild dient, da er, sowohl technisch wie textlich, immer versucht, Fortschritte zu machen. 2013 nun soll sein lang ersehntes Debüt-Album «Vrlornigs Paradies» erscheinen.
«Ich komme aus einer Zeit, in der dein erstes Album ein Klassiker sein musste. Ich habe bewusst solange gewartet und fühle ich mich nun in der Lage, genau das Album schreiben zu können, das ich möchte. Mein Studium der Literatur und der Philosophie an der Uni Bern hat mir geholfen, noch präziser zu schreiben.»
Das Album soll ein erwachsenes, reifes Werk werden; ein Album das sich auch ältere Leute anhören können, weil da ein junger Mann am Werk ist, der etwas zu sagen hat. Nach dreijährigem, fast ununterbrochenem Touren mit den Eldorado-FM-Jungs und drei ausverkauften Shows im Berner Bierhübeli scheint der Zeitpunkt perfekt gewählt zu sein:
«Unsere Download-Zahlen bewegen sich mittlerweile im fünfstelligen Bereich, wir spielen jedes Jahr über 30 Live-Shows in der ganzen Schweiz; jetzt ist der Zeitpunkt, den Hype auszunützen und mich als Solo-Künstler neu zu positionieren.»
Vier Jahre Arbeit, 32 Jahre Lebens- und 15 Jahre Rap-Erfahrung gehen in «Vrlornigs Paradies» ein:
«Ich bin ein harter Arbeiter und ein nahezu krankhafter Perfektionist. Aber nun ist das Album fertig und ich bin – vielleicht zum ersten Mal – restlos zufrieden.»
Und tatsächlich schreibt der junge Künstler scheinbar mühelos über die Liebe, Tod, Politik, Armut, Konsum und die Unterschiede zwischen der Schweiz und Haiti, dem Heimatland seiner Mutter:
«Diese zwei Welten – zu sehen, wie gut es mir hier in der Schweiz geht und wie schlecht meiner Familie in Haiti – das hat mich sehr geprägt und früh für soziale und politische Geschehnisse sensibilisiert. Lesen und schreiben ist meine Art, mir die Welt begreiflich zu machen. Meine Zukunft sehe ich in der Literatur, aber vorerst will ich noch ein paar Jahre gute, ehrliche Musik machen.»