Frostschutz waren anfangs der 80er Jahre der hellblaue Zuckerguss auf der Schweizer Newwave-Torte. Ihr erster Auftritt war am 15. November 1980 in einem Schaufenster im bewegungseuphorischen Zürich, eine Woche zuvor kam die Band zum ersten Mal zusammen und übte jeden Abend, bis sie sechs Songs zusammen hatten. Darunter den «Föifermocke Reggae», den sie selbst als Demo aufnahmen. Die Aufnahme wurde von der eben gegründeten Aktion Mundartrock auf die Compilation «Dialäckt Rock» genommen, zusammen mit Berner Rockern und Punkbands.
Der dritte Auftritt war im Frühling 1981 am ersten Mundartrockfestival im ausverkauften Kursaal Bern. Die Berner Zeitung schrieb: «Nach einer Pause kam der Auftritt, der allein schon das Eintrittsgeld wert gewesen wäre. Die Rede ist von Frostschutz, die mit einem explosiven New-Wave-Gemisch aus den Leuchtersaal in einen Hexenkessel verwandelten.» Nach diesem Abend waren Frostschutz ausgebucht. Es gab kaum ein Open Air, einen Kirchgemeindesaal, einen Velokeller oder eine Alternativbeiz, wo sie in den nächsten zwei Jahren nicht gespielt hätten.
Im März 1982 nahmen sie im Sunrise Studio in Kirchberg SG mit Etienne Connod ihre erste und einzige LP auf, zwölf Songs mit Elementen aus Ska, Reggae, Disco und Minimalrock, die sie unter dem Stilbegriff Risikopop zusammenfassten. Unter dem Dauerverdacht der Oberflächlichkeit schafften es die vier von Frostschutz, leichtherzige Popmelodien in schlimme Dissonanzen hineinzumanövrieren und zwei Takte später -hastdunichgesehen! - wieder bolzgrade weiter zu rocken, bzw zu poppen. In ihren meist kurzen Songs verpackten sie Herz und Schmerz des Alltagslebens elegant, nahtlos und nicht ohne heiligen Ernst. Die verspielte «Handtäschlifrau» oder die dreiplätzige Beziehungskiste «Monika, Veronika» wurden bald Radiobekannte.
Bloss eines hatten sie sich verboten: das musikalische Jammern. Oder höchstens mal ironisch: «S'isch es Theater, ich han de Kater, de Psychiater, er meint es seig eso: Söll mi entscheide, die eint vo beide, chönn zersch hürote, denn schpöter scheide, es giech vil ringer, mit Ring am Finger - Monika, weisch ich bi verliebt i d'Veronika. Veronika, ich wott nur dich und d'Monika!»
Im Frühling 1983 fanden Frostschutz, Newwave sei zum Mainstream verkommen und verabschiedeten sich davon. Im Pink Studio von ex-Krokus-Bassist Jürg Nägeli spielten sie eine umgetextete Coverversion von Martha & The Vandella's Soulklassiker «Dancing In The Street» (Musik: Marvin Gaye) ein und nannten sie «Verliebt und Obdachlos». Im Juni 83 spielte Frostschutz siebenmal als Schweizer Vorprogramm von Nena vor insgesamt 15'000 Teenies. Ende 1983 nahmen sie, ebenfalls im Pink Studio, als The Moscowboys eine LP auf, die 1984 erschien und nur von wenigen Menschen verstanden wurde. Danach legten sie eine Pause ein und halfen zum Teil bei andern Bands mit (The Bucks, Vera Kaa). Darauf kam die Zeit der kurzen Projekte: 1986 The Shmuck Shmuck Silver Silhouettes, 1987 The Motorboats, 1990 King Roger & The Communist Party und ab 1991 Die Türen, welche 1992 eine CD herausgaben. Davon wurde «Golden Telegramm» von SFDRS und 10vor10 zum Song des Jahres gewählt.
Im Jahr 2000 spielten Frostschutz auf Anfrage an der Feier zum zwanzigjährigen Jubiläum von Opernhausdemo und 80er Bewegung in der Kanzleiturnhalle Zürich. Im Sommer 2003 entschieden sie sich, die LP von 1982 doch noch als CD herauszugeben, als Service sozusagen. Zu den 11 Originalsongs packten sie das Föifermocke-Demo, die Single von 1983 sowie «Heidi Im Zug», eine 1982 für Deutschland neu getextete Version von «Handtäschlifrau». DJs und Elektro-Musiker wurden um einen Remix angefragt und erstaunlicherweise sagten alle zu: Stini Arn (Plattenstrasse Allstars, Die geilen Putzen), Marco Repetto (ex-Grauzone), Daniel Wihler (DJ Alphatronic) und schliesslich DJ Styro (Zürich), der «Monika, Veronika» total auseinandergenommen und remixt. Die CD mit insgesamt 18 Stücken ist am 20. Februar 2004 bei Disctrade erschienen. Die Original LP erschien 1982 bei Musk Project von George Klee.
Frostschutz sind Roger Bösch (Bass, Gesang), Albert Kuhn (Gesang, Handorgel), Paul Merki (Schlagzeug, Gesang) und Janos Szenogrady (Gitarre, Gesang).