«Tschüss Wält», aber «zfrede en Aebike»... Das dritte, schlicht «3» betitelte Album (VÖ 14.3.2025) der Luzerner Band Hermann bewegt sich zwischen den Polen Weltschmerz und Zufriedenheit mit dem eigenen Leben. Fassunglos schaut man zu, wie Egomanen die Welt an den Abgrund treiben (und uns dabei immerhin ein letztes Feuerwerk darbieten, wenn sie in ihren Raumschiffen gen Mars fliehen und dabei verglühen – zumindest wird es so in der ersten Single «Tschüss Wält» besungen), während man in der gemütlichen, gut beheizten Wohnung in einer Agglomerationsgemeinde sitzt, die vielleicht nicht der schönste Fleck der Welt sein mag, aber einem alles bietet, was man für ein gutes Leben braucht («Aebike»). Klar, auch das gute Leben bringt so seine Erschtwältproblemchen mit sich, die Hermann bereits auf ihrem letzten Album «K.O. Boomer» (2021) besangen. Und die sind auch auf «3» nicht verschwunden: Orientierungslosigkeit («Trottoir», «Fundbüro»), Identitätsfragen («Welä beni» ond vor allem welä wotti si?), Beziehungskrisen («Ctrl Alt Del») oder all die ungefilterten Reize, die permanent auf einen einprasseln («Dosse scheffts») - alles da. Aber auch: alles halb so schlimm. Zumal man sich ja im Keller treffen und wie «Di letschti Bänd» an den eigenen Liedern erfreuen und die Freundschaft pflegen kann. Oder gemeinsam mit anderen im «Nachtbus» trotz mangelnder Textkenntnisse ein Lied von Züri West mitsingt und sich dabei wohlig zugehörig fühlt.
A propos Züri West: Ein Konzertbesucher bezeichnete die Musik von Hermann einst als Mischung aus der Berner Mundart-Institution und The Cure, was gar nicht mal so schlecht passt. Auch auf ihrem dritten Album kombinieren Jonathan Winkler, Hannes Herger und Michael Zezzi wavige Indie-Rock-Gitarren, prägnante Bassläufe und Synthiesounds, die an die 80s erinnern - sie tun dies nun merklich facetten- und abwechslungsreicher als auf den ersten zwei Alben; sie haben mehr Wert gelegt auf Zwischentöne und klangliche
Details, haben die Refrains etwas grösser und die Arrangements etwas pointierter gemacht. Im Kern ist das immer noch Hermanns schlichte und charmante Mischung aus Synthie-Pop, New Wave und Indie-Rock, kombiniert mit lakonischen Mundart-Texten. Aber die Geschichten sind persönlicher geworden, die Sounds, Melodien und Rhythmen vielfältiger.