Rosso (Marcel Roth) präsentiert hier regelmässig seine neusten Produktionen. Rosso ist ein Generalist und Allrounder. Als Sänger, Gitarrist, Keyboarder, Komponist, Arrangeur und Texter produziert er seine Songs von A-Z im Alleingang.
Rock`n` Roll und falls ja, wieviel?
Meinen ersten "Impact" hatte ich als 10 Jähriger Junge. Elvis Presley war eben gestorben und im Radio wurden seine Hits rauf und runter gespielt. Es war das erste Mal, dass ich am eigenen Leib spürte, dass Rock n Roll etwas physisches, messbares, körperliches, allenfalls verbotenes war. Mit der Kleiderbürste meiner Mutter hatte ich schnell ein Mikrophon zur Hand und so spielte ich zahlreiche Elvis Shows vor dem grossen Spiegel im Schlafzimmer meiner Eltern. Das Leben hat eben begonnen.
Zwei, drei Jahre später, ich war als unscheinbarer Jüngling längst mit den Stürmen der Pubertät beschäftigt, war es eine Lp meines älteren Bruders, die ich tagelang nicht mehr aus den Händen gab. „A night at the opera“ von Queen. Metaphysisch, elektrisierend, zum Schule schwänzen animierend,- im Wissen, dass Rock n Roll meine Lebenseinstellung werden könnte/wird.
Ab diesem Zeitpunkt ist gute Rock und Pop Musik nebst meiner Ehe das beständigste, verlässlichste, ehrlichste und authentischste, was ich in meinem Leben fühlen, erleben und geniessen kann. Bands kamen und gingen. Die Hitparade war für mich nicht das Mass der Dinge. Dann kam ER:
Billy Idol. Rebel Yell war der Song, der mir sofort bewusst machte, weshalb ich wirklich auf diesem Planeten bin. Dieser Typ, dieser Song, diese Power! Rebel Yell war die kompromisslose Hymne meiner Jugend. Ich beschäftigte mich mit Billy Idols alten Sachen und gelang so etwas verspätet, quasi knapp nach der Zeit, zum Punkrock. Dann entdeckte ich die Ramones! Konsequenter, kompromissloser kann man Rock n Roll nicht spielen. Echt jetzt, Joey Ramone und seine Jungs waren das Beste, was mir in den kommenden Jahren passieren konnte. Der Sound, die Ästhetik, die Schnoddrigkeit und die Dringlichkeit, die Musik dorthin zurückzuholen, wo sie hingehört: Zu den Leuten, runter von den grossen Bühnen, hinein in die Clubs. Als angehender und nicht untalentierter Musiker konnte ich rein gitarrentechnisch nicht von den Ramones alleine leben. Ab Ende der Achtziger würde ich meinen Musikgeschmack als «fluid» bezeichnen.
Der nächste Meilenstein spülte mich dann wieder in die späten 60er und frühen 70er zurück. «Led Zeppelin». Der Konzertfilm «the song remains the same» hat mich weggeblasen. Seither gilt mein altes Credo bzgl. Jimmy Page: Er ist und bleibt für mich der Rockgitarrist, den ich am meisten bewundere. Niemand rückte dem Blues so brachial auf den Leib, wie Page, Plant, Bonham und Jones. –Die Essenz des ehrlichen, bluesgeprägten Rock n Roll!