siuv.
Der Mann ist laut. Mit der Band Silkenfine wälzt und wütet er sich über die Bühnen. Aber Siuv kann auch anders. Privat pflegt der Berner ein sortiertes Gärtchen mit Mundart-Textblüten und gibt sich ungemein ruhig. Er gibt sich als passionierter Leserbriefschreiber an Bernmobil, verbringt seine Freizeit auf dem Sofa, wundert sich über seinen Bart und nährt sich von seiner Zeitung im Abo. „Take me down to the paradise city“ war einst das erste Lied, das Klein-Siuv auf seiner Gitarre zu schrummen vermochte. Bern, Paradiesstadt? Begleitet von einer Prise Gitarrenrock, Elektronik oder Streichern vertextet der Silkenfine-Frontmann als Singer/Songwriter sein Leben in der grauen Bundesstadt, sieht sich ihr mal verloren ausgeliefert, schreit mal wütend gegen sie an. „Mir läbe i dr Stadt u mir müesse kämpfe derfür“, singt er, fährt fort mit dem Frühstück von der Tankstelle, erzählt von den „Priiven“ im Wald, von seinem Kottellet-Gen. Es ertönen sehnsüchtige Balladen aus dem Breitschquartier, griffige Gitarrensongs, mal grau wie die Stadt, mal wohlig wie ein Sonnenspaziergang beim Fussballstadion, mal tragisch wie stinkende Altbau-Treppenhäuser oder rasant hingelegt wie eine Veloabfahrt zum Kornhaus.
Siuv, seine Stadt, und der Soundtrack dazu.
André Ruch.