Das Leben ist kein Ferienkatalog. Aber wie ein solcher hat es mehr als eine Seite – besonders auf der Dominikanischen Republik, wo Palmenstrände, Pauschalresorts und Playboy-Villen mächtige Schatten werfen auf Quartiere wie Ensanche La Hoz: Schiessereien. Strassenstrich. Überfälle. Und dazu pulsieren die Jembe-Trommeln, fliesst der Schweiss, zucken kaffeebraune Schenkel im Takt.
In jenem Barrio von La Romana, der Stadt am Südwestzipfel des Inselstaats, liegen die Wurzeln von Thony und Isaias Vega. Die Ambivalenz, der Kontrast zwischen Gewalt und Dolce Vita, hat auf das Brüderpaar abgefärbt – respektive auf seine Musik. Da muss es brodeln, pochen, sprudeln, muss der Rhythmus bis in die letzte Faser des Körpers fahren. Es ist Musik aus Fleisch und Blut, ein Cocktail aus Salsa und Reggaeton, Bachata und House, Rap und Afro-Beat, welchen Solo Dos da auf ihrer dritten Platte "Otra Cosa" zusammenbrauen. Die Songs sind durchtrieben vom kosmopolitischen Flair, auf Band gesungen haben sie die Brüder zwischen Mailand, New York und der paradiesischen Heimat. Quasi: Rund um die Welt im 4/4-Takt.
Erste musikalische (Tanz-)Schritte machten die Brüder Vega allerdings in der Schweiz mit der Hip-Hop-Combo Double Pact. Bald tauchten sie neben den Orishas auf, als Gastsänger auf deren Song "Dolores". Schon die erste Solo-Dos-Single "Si Tu Supieras" avancierte 2005 zum Mini-Sommerhit, der Erfolg des Debütalbums "Barrio Story" sowie des Nachfolgers "Cocolo Juice" brachte das Duo auf amerikanische TV-Bildschirme ("Ugly Betty", "The Dead Girl") und in Kontakt mit Stars wie Patrice und Aventura.
"Que Sabor Tienes Tu?", die erste Single aus "Otra Cosa", fährt direkt in die Hüfte. Und führt ein in das Album voller zuckerrohrsüsser Latin-Balladen, feuriger Raps und Liebeserklärungen an nackte Füsse auf der Tanzfläche. Wie sich das halt klingen muss von Jungs aus Breitengraden, wo die Sonnenbrille zum Dresscode gehört, wie die Minze in den Mojito.