Ist das denn die Möglichkeit? Soul Strip zeigen der New Rock-Bewegung den ausgestreckten Mittelfinger und präsentieren uns mit ihrem gleichnamigen Album das stärkste Grunge-Album der letzten paar Jahre. Aggression, Dynamik und schwere Riffs vermischen sich mit euphorisierender Tristesse, wie man sie seit den besten Zeiten von Alice In Chains, Black Crowes oder Mother Love Bone nicht mehr gehört hatte. Trotzdem klingt der Sound keineswegs angestaubt, sondern äusserst druckvoll und frisch. Massgebend dafür verantwortlich ist Warren Croyle, unter dessen Führung das Album letzten Sommer in den Silvercloud Studios in Los Angeles entstanden ist. Croyle, der bereits für Leute wie Slash (ex Guns’n’Roses) oder Bruce Dickinson (Iron Maiden) gearbeitet hat, erwies sich als strenger und unnachgiebiger Lehrmeister, der Soul Strip bis an ihre Grenzen brachte. Es wird gemunkelt, dass die Jungs praktisch nackt während Stunden im abgedunkelten Studio ihre Songs einspielen mussten, damit der Sound dementsprechend düster und fragil wirkt. Was auch immer an diesem Gerücht stimmen mag, unbestritten bleibt, dass hier Grosses geleistet wurde. Mit ihrem unprätentiösen Auftreten und der aufs Wesentliche reduzierten Rockmusik bilden Soul Strip heute einen klaren Gegenpol zur selbstverliebten und pathosbeladenen New Rock-Bewegung.
Billige Attitüde war sowieso nie das Ding von Soul Strip. Die Geschichte Von Soul Strip begann Ende der 90er Jahre ganz unspektakulär in einem der namen- und gesichtslosen Vororte von Zürich, als eine Handvoll Jungs beschloss, gute Rockmusik zu machen. Bereits nach kurzer Zeit zeichnen sich Fortschritte ab, häufen sich die Konzertauftritte, gibt es erstes Airplay in amerikanischen college radios. Im Gegenzug kommt es bandintern immer wieder zu Schwierigkeiten. Die Aufnahmen für das Debütalbum schienen sich endlos in die Länge zu ziehen und die Band schien daran zu zerbrechen. Als „Caught In Time“ im Frühsommer 2003 endlich erscheint, spiegelt sich darin deutlich die innere Zerrissenheit der Band. Von der Urformation sind lediglich Gitarrist Pat Wydler und Sänger Goran Bajic übrig geblieben. Mit den neu dazugestossenen Michi Woodtli und Drummer Finch kehrte dann endlich die langersehnte Ruhe bei Soul Strip ein. Man widmete sich dem Schreiben neuer Songs, feilte an den Arrangements, konzentrierte sich ganz auf die Musik.
Die monatelange harte Arbeit sollte sich letztlich auszahlen. Anfangs 2004 erhielt Soul Strip einen Vertrag beim amerikanischschweizerischen Plattenlabel Reality Entertainment, Heimat von Acts wie Agent Steel, Marcy Playground oder den legendären Warrior. Reality bot Soul Strip die grosse Chance, in den Staaten ein zweites Album einzuspielen. Das Resultat heisst „Soul Strip“ und erscheint am 7. März 2005 auf Aurora Music in der Schweiz.