Biography
Das “Team im Kongo” ist eine World Music Band. World, das ist eigentlich ganz was Falsches. Vergesst die Bongos, die Sitar. Am Rande Dietikons, fast im Aargau, kannst du in der dämmrigen Ferne den McDonalds mit dem Burger King Revierkämpfe austragen hören. Du stehst auf der autoleeren Strasse zwischen Blöcken. Die Betonquader, die bunt gestrichen und mit Balkonen versehen sind, sind direkt vom Himmel gefallen. Sie haben keinen Absender und keine Handschrift. Wir Einheimischen orientieren uns lediglich an Bushaltestellen oder an Kebabständen und an Spucke auf dem Trottoir. Die Eulen orientieren sich am glimmenden Licht des Güterbahnhofs, die Spatzen am grauen Zahn in der Ebene des Limmattals, der die bunten Lettern SHOPPI in den tiefen Himmel streckt, wie ein blödes Gebet. Das ist dort, wo Jungs mit dem Töffli herumlungern und denken, Maisfelder zwischen Zürich und Aargau seien im Grunde Harlem, also irgendein Höllenort, wo das Haus von Fifty Cent aus Prishtina wohnt. Und oben im Walde thront in seinen Tempeln der Weber, “der Spinner”, sagen die Leute, der es ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat, weil er das schwerste Buch der Welt herausgegeben hat. Dietikon ist nicht Harlem. Dietikon gibt es nicht. Seit einiger Zeit gibt es hier wieder Fasnacht, dann hängen die Dietiker, die Keller oder Schütz heissen, ein paar Stoffpuppen an die Laternen, gespenstisch sieht das aus in der Nacht. Es sind schlaksige ausgestopfte Flanellhemder, die im Wind schlottern wie Gehängte. Es gab nie Fasnacht hier zwischen Aargau und Zürich, aber die Schweizdietiker Beizenwirte wollen irgendwann ihr Bier absetzen, also gibt es neu eben Fasnacht, Fasnacht hat’s neu hier immer gegeben. Glaubt nicht, wir hätten zu wenig Phantasie da draussen. Wir leben sogar alle in verschiedenen Zeiten. Für die Zeugen Jehovas zum Beispiel schlägt die Uhr schon seit Dutzenden von Jahren fünf vor Zwölf. Das Team im Kongo hat sich im Jugendchor kennengelernt. Ja. Das Team im Kongo trifft sich im Luftschutzbunker unter dem Sprachheilkindergarten. Fischli und Weiss glühen irgendwo neben der Kehrichtsverbrennungsanlage im Unterholz Dietikons, aber unseren alten Bandraum hat das Abstimmungsmehr unter unseren Füssen weg abgebrochen. Das Mehr hat eine alte Backsteinfabrik voller Gift ersetzt durch diese gläsernen Kästen voller Aldi und teuren Wohnungen. ‘Eine Stadt schafft sich ihr Profil’, sagt das hochparterre dazu, aber was weiss das hochparterre schon von unserem Bandraum. Du wirst auf Konzerten natürlich tunlichst vermeiden, dass man dein Rebenliechtli, dein Turnerkränzli riecht, du willst dir einen Namen machen, du gehst ins Austauschsemester ins Reich der Mitte oder nach Arabien, du trägst nur noch Turbane oder schmierst dir Schuhwichse ins Gesicht, isst zum Frühstück Robben und nennst dich Tschingis Khan, liest die Bibel rückwärts und alles mögliche. Die typische Musik eines Dietikers ist infolgedessen WORLD oder jene, die möglichst KEINE lokalen Besonderheiten verarbeitet, sondern alles mögliche, was die Herkunft verunklärt. Das macht die Musik gerade so unverwechselbar, geradezu ursprünglich. “Team im Kongo” singt für schwerhörige Professoren, verdoppelte Detektive, alkoholisierte Seemänner und allerlei Kostümbarbaren. Typische World Music halt.