Biographie
Spitze Schuhe.
Die gehören zu ihm wie seine blauen Augen und das schelmische Grinsen. Am liebsten Boots. Spitze Schuhe sind sein Zeichen für Individualität, Kreativität und Spontaneität. Sinnbildlich könnte man sagen – so des Künstlers Ausführung - dass es des Druckaufbaus bedarf um bei Entlastung eine gewisse Explosivität zu erreichen. Da dieser aufgebaute Druck hohem Schuhwerk, bzw. hohem Schaft, nur schwer entweichen kann, muss er wohl oder übel oben raus. Diese Entladung ist es, die den Kern der Idee freilegt. Zwang- und belanglose Kreativität ist nur das mehr oder weniger elegante Herumtänzeln um den Kern einer Sache…(so wie dieser Text einfach mal die Seiten füllen soll). Kurts Ausführungen:
„Ja. Aus Budgetgründen und mit dem Einstieg Zalandos in den Markt habe auch ich ein paar Postboten angeschrien. Ihr denkt jetzt vielleicht, dass ich so zur Musik gefunden habe? Der „shout“ gilt schliesslich als einer der Ur -Väter des Blues…Nun, dem ist nicht so. Es begann 1967…
Als klassisches Barfuss-Kind in der schwarzen Mooserde der Berner Seelandes aufgewachsen habe ich die Ränder unter den Fingernägeln nie ganz weggebracht. Meine Knie sind auch nicht bleibend schwarz vom Beten. Nein, eher vom Jäten in Beeten.
Mit 18 kaufte ich mir vom spärlichen Lehrlingslohn für gegen 400 Schtutz (ich habe 450 im Monat verdient) meine unendlich geliebten Schlangenlederboots. Ja. Schande. Und ich geb’s zu. Zuchtschlange aus Florida. Damminomau. Nachdem ich mich mit zwei Dritteln aller Vegetarier, Veganer und WWF Mitglieder der westlichen Hemisphäre angefeindet hatte zog ich meine Boots aus der Öffentlichkeit etwas zurück und trug sie nur noch im Schlafzimmer. Dies kostete mich mehrere Matratzen und Beziehungen was aber zu reichlich Stoff für Songtexte führte. Von dem Schock über meine eigene Feigheit erholte ich mich erst 5 Jahre später, als David Lynchs „Wild at Heart“ in die Kinos kam. Ein Film, in dem Nicolas Cage noch weniger Muskeln dafür aber mehr Haare (vielleicht auch mehr Hirn?) hatte. Ein Film den ich mir in der gleichen Woche dreimal angesehen habe. Das erste Mal mit Turnschuhen und dann zweimal mit Boots. Sailor‘s Aussage über die von ihm geliebte Schlangenlederjacke habe ich auf meine spitzen Schuhe adaptiert und sie begleitet mich von da an mehr oder weniger durchs Leben. Nein, sie hatten keine Namen, meine Schuhe. Sie begleiteten mich bei über hundert Konzerten auf die Bühne. Sie wurden mindestens dreimal neu besohlt und gaben erst auf als ein Unwetter meinen Keller flutete. Nicht verbürgt - aber nachvollziehbar- ist die Geschichte, dass sie während ihrem Todeskampf im Geschiebe und Schlamm den Blues-Klassiker „When the Levee breaks“ gesungen haben sollen. Ich persönlich bin davon überzeugt.
Es kam die Zeit der Neuorientierung.
An diese handgefertigten Treter trat ich in Basel heran. Von einem Designer den es so nicht mehr gibt und dessen Namen ich vergessen habe. Leider ist auch kein Label im Schuh vermerkt…Meine allerliebsten Powerschnuggis! Selbstverständlich Allwettertauglich und auch zum Bergsteigen geeignet.
Die Schuhe immer noch lang, vorne aber nicht mehr ganz so spitz. Abgeflacht vom ewigen „in-den- Hintern-treten“ bekiffter Keyboarder…Durch den Wegfall von der klassischen Westernboots-Linie eröffnete sich mir ein neues Spektrum der Musik. Mit glatter Ledersohle und glattem Oberflächenleder, den feinen schön gefertigten Nähten wurde meine Musik etwas Salonfähiger. Vielleicht fast ein wenig zu anbiedernd. Der Aufprall auf den Boden der kommerzielleren Musik führte schliesslich dazu, dass meinem Schuhschrank (also, eigentlich sind es zwei Harassen…) auch ein paar Fremdkörper wie Sandalen, Flipflops, Stilettos…ups – wollt‘ ich gar nicht erwähnen - zugeführt wurden.
In der Neuzeit angekommen orientiere ich mich an der Schuhmode Kinshasas. Natürlich nur wegen Muhammed Ali. Dem Grössten aller Zeiten himself. „Let‘s Rumble in Jungle…“. Die Schuhe Zairischer (nicht Zaristischer – obwohl....) Musiker und Drogendealer rund um den Globus haben mich in Ihren Bann gezogen. Nur schwer kann ich mich davon lösen. Ich gebe zu, dass der billige Aufdruck auf billigstem Leder in edler Form mir einen Spagat abverlangt, den ich kaum zu bewältigen vermag. Es ist aber so, dass sich mir in besagter Kombination eine komplett neue Farben- und Harmoniewelt eröffnete. Wenn sich die geneigte Leserin (hat es ein Mann geschafft, bis hierhin zu lesen???) nun also meinen neusten Werken (gemalt oder gesungen) widmet, wird sie unweigerlich feststellen, dass auch bei mir eine Entwicklung von statten ging die ich zum jetzigen Zeitpunkt als „edles Talent in billigstem Aufzug“ bezeichnen würde.
Facts & Figures
Geboren 19...ähm...naja...zwischen Zweitem Welt- und erstem Golfkrieg irgendwann...
Wo? Im Berner Seeland. Gampelen, Bern, um genau zu sein. Das erste deutschsprachige Dorf auf der Strecke Neuchâtel – Bern. Einige sagen auch das Letzte. Also...das letzte Deutschschweizerdorf auf der Strecke Bern – Neuchâtel.
Falls es stimmen sollte, dass sich Friedrich Dürrenmatt seine „Alte Dame“ auf seinen Zugfahrten vom Bahnhof Ins „ins“-pirieren liess, wäre ich folglich in „Güllen“ in die Sekundarschule gegangen. Von da war der nächste Schritt - der Eintritt in die Schule für Gestaltung in Biel – nur logisch. Logisch?
„Soso, Kürtu. Schueu für Gschtautig! ...hmm...u was macht me de da?“ so mein Nachbar, Bauer Hansueli, bei der Zuckerrübenernte. „Zeichne“, JungKurt in ganzem Stolz, greift tapfer nach der nächsten Rübe. „Zeichne? Der ganz Tag? ...u was lehrt me de da?“ Stille. Noch ne Rübe. „Ja, auso ou male...“, mein Versuch der Rechtfertigung. Stille. Eine faule Rübe. Die lass ich liegen. „Zeichne u Male? ...aha...U was wird me de da?“ Doppelte Stille. Zwei Rüben aufs Mal. „Jo weisch....ähm... ja, da chasch när aus Mügliche mache...Grafiker, Dekorateur, Künschtler...“ Dreifache Stille. Keine Rübe. „lueg, dört hesch ä Rüebe la lyge...“ Bleibende Stille.
Ich wurde also Dekorateur. Wie Tinguely...und ich glaube auch Helge Schneider...Heute heisst das natürlich Polydesigner 3D. Damals war man einfach Dekorateur. Schaufenster-Dekorateur. Decorador de escaparades. Und wie alle Dekorateure lernte ich in der Folge alles und nichts zu können, dies dafür schnell und effizient. Traumatisiert vom gnadenlosen Berufsschulunterricht begann ich, Museen, Galerien und alles was mit Kunst zu tun hatte, bewusst und erfolgreich zu meiden. Dieser unglaubliche Verzicht erlaubt mir heute die Aussage, meine künstlerischen Defizite selbst und ohne Abgucken erreicht zu haben! Sollte ich mich – was ich aufs Blut hasse – dazu hinreissen lassen, mich wie ein Kunstkritiker (ist kritisieren eine Kunst?) zu benehmen um mein Tun in eine Schublade zu stecken, müsste ich die Schublade wohl Kurt Zeltner nennen. Stilistisch zwischen Goofy und Rolf Knie...also ich meine...hmm, da gibt es ja gar keine Bandbreite dazwischen. Na, Sie werden es begriffen haben.
Was, nun, hat dies mit der Musik zu tun. Naja, nicht viel, ausser:
„Soso, Kürtu. Jazzschueu Luzärn! ...hmm...u was macht me de da?“ so mein Nachbar, Bauer Hansueli, bei der Zuckerrübenernte. „Musig“, JungKurt in ganzem Stolz, greift tapfer nach der nächsten Rübe. „Musig? Dr ganz Tag? ...u was lehrt me de da?“ Stille. Noch ne Rübe. „Ja, auso singe u so...“, mein Versuch der Rechtfertigung. Stille. Eine faule Rübe. Die lass ich liegen. „Singe? ...aha...U was wird me de da?“ Doppelte Stille. Zwei Rüben aufs Mal. „Jo weisch....ähm... ja, da chasch när aus Mügliche mache...Jazzmusiker, Komponischt, Rockstar...“ Dreifache Stille. Keine Rübe. „lueg, dört hesch ä Rüebe la lyge...“ Bleibende Stille.